Freitag, 26. Januar 2007

Platznahme

Sitzen ist der liminale Status des Bewegungsapparats, eingenommen zwischen dem Gehen und dem Liegen, unentschieden zwischen horizontaler und vertikaler Position und immer in einer bestimmten Form auf etwas gerichtet – und wenn nicht auf etwas dann mindestens gegen etwas. Aber in jedem Fall ist das Setzen ein Bezug von Position und ebenso ein Einverständnis mit dem Platz der uns angeboten, und ein Zugeständnis an die Perspektive, die uns zugewiesen wurde, auf den jeweiligen Raum der unser Blickfeld sein soll oder kann oder muss. Das Niederlassen auf einem durch ein Möbelstück markierten Platz im Raum kann nur eine, zumindest temporäre, Identifikation mit dem Zweck des Sitzapparats sein, denn jeder Sitzplatz hat einen gewissen Zweck, und das ist in jedem Fall eine gerichtete Beruhigung des eben noch bewegten Menschen. Lasst uns nächstes Mal im Seminar eine Niedersetzdoku machen!

1 Kommentar:

umananda hat gesagt…

Was ist allerdings mit der Sitzmedidation (z.B. Zazen)? Da geht es doch darum, dass das Sitzen nicht auf etwas ausgerichtet ist (ausser evtl. die mystische Erfahrung oder ggfs. das Verändern "zugewiesener" Perspektiven). Sehe da eine Ausnahme deiner ansonsten bemerkenswert präzisen Arbeitshypothese.^^